Das Reichstagsgebäude wurde 1884 bis 1894 von Paul Wallot – einem deutschen Architekten – gebaut. Es entspricht dem Stil der Neorenaissance und liegt im Tiergarten in Berlin-Mitte. Bereits bis 1918 war es das Gebäude des deutschen Reichstages des Kaiserreichs. In der Weimarer Republik tagte das Parlament im Reichstagsgebäude. 1933 beschädigte der Reichstagsbrand das Gebäude bereits und auch der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Das Reichstagsgebäude wurde im Verlauf der Sechziger modernisiert und restauriert. Bevor der Deutsche Bundestag 1999 einzog, wurde es von 1991 an noch einmal grundlegend umgestaltet.
Bauverzögerungen
1871 wurde aufgrund von Platzmangel der Antrag gestellt, dass man ein Gebäude für den Reichstag benötige. Allerdings sollte es 23 Jahre dauern, bis ein solches Gebäude hergestellt worden wäre. Probleme machten die Suche nach dem passenden Grundstück und später auch die konkrete Bauplanung. Erst 1881 konnte man in die Planung gehen, nachdem man nach langen Verhandlungen das Grundstück des Grafen von Raczynski kaufen konnte. 1882 wurde der Auftrag für deutsche Architekten bei einem Wettbewerb ausgeschrieben. Der Sieger Paul Wallot musste seine Ideen anschließend mit verschiedenen Instanzen besprechen, was den Bauprozess erheblich erschwerte und verlangsamte.
Durcheinander oder Synthese?
Am 9. Juni 1884 wurde schließlich der Grundstein in einer regenreichen und publikumsarmen Zeremonie gelegt. In einer weiteren schlecht besuchten Veranstaltung wurde am 5. Dezember 1984 der Schlussstein gelegt. Die Mischung des Architekten aus Neorenaissance, der deutschen Renaissance, des Neobarock und modernen Elementen wurde gemischt aufgenommen. Die einen verurteilten das Gebäude als „wildes Durcheinander“, andere lobten die Synthese.
Die erste Kuppel
Die Kuppel aus Stahl und Glas ist ein Produkt des Bauprozesses. Wallot hatte sich zunächst auf einen Kompromiss eingelassen und die Kuppel von der zentralen Position zur westlichen Eingangshalle verlegt. Während des Baus verhandelte er die Kuppel allerdings wieder zurück an ihren ursprünglichen Ort. Allerdings waren die gebauten Wände für die steinerne Kuppel zu schwach und erst die Idee von Bauingenieur Hermann Zimmermann ließ die Kuppel möglich werden.
Das „Reichsaffenhaus“?
Kaiser Wilhelm II. war zunächst von dem Projekt überzeugt, bezeichnete es später allerdings im inoffiziellen Rahmen als „Reichsaffenhaus“. Einer der Gründe hierfür mag gewesen sein, dass es für die Ansprüche des Parlaments stand und es den Kaiser störte, dass die Kuppel knapp 20 Meter höher sein sollte als die seines Berliner Stadtschlosses. Seine Abneigung richtete sich auch persönlich gegen den Architekten Wallot, dem er Auszeichnungen verweigerte und im persönlichen Gespräch mehrfach beleidigte. Unklar ist bis heute, ob es der Kaiser war, der die Inschrift „Dem deutschen Volke“ über dem Westportal 20 Jahre lang verhindert hat.
Erste „Renovierung“
Eine Schwachstelle des Baus waren die mangelnden Arbeitsräume für die Abgeordneten. Bei der ersten Renovierung entfernte der Architekt Paul Baumgarten bis 1973 zahlreiche Schmuckelemente aus der Fassade, reduzierte die Höhe der Ecktürme und verzichtete auf die Kuppel. Durch neue Zwischengeschosse wurde die Nutzfläche vergrößert. Die rigorosen Veränderungen scheinen aus heutiger Sicht nicht verständlich, sind aber dem Denken der Zeit geschuldet, in der man sich über Denkmalpflege wenig Gedanken machte. Von 1961 bis 1989 wurde das Gebäude, was direkt an der Berliner Mauer lag, zu einem Museum. Seit 1971 beherbergte es die Ausstellung „Fragen an die Deutsche Geschichte“.
Aktuell
Norman Foster übernahm nach der Wiedervereinigung die erneute Umgestaltung des Gebäudes. Auf Druck der Öffentlichkeit musste er auch eine Kuppel in seinen Entwurf einbauen. Die gläserne und begehbare Kuppel 40 Meter über dem Bodenniveau lässt den Besucher den Reichstag schnell erkennen und hat sich zu einem Wahrzeichen von Berlin entwickelt. Zusätzliche Bekanntheit erlangte der Reichstag auch mit der Kunstaktion „Verhüllter Reichstag“ vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 durch die Künstler Christo und Jeanne-Claude. Der danach begonnene Umbau sollte das Gebäude energietechnisch mit einer Mischung von Solartechnik und mechanischer Belüftung und anderen ökologischen Modernisierungen zu einem Vorreiter machen. Für den Besucher ist auch die ausgestellte internationale Kunst von Georg Baselitz bis zu Joseph Beuys zur Geschichte des Gebäudes spannend.