Der Potsdamer Platz liegt im Stadtteil Berlin-Mitte im Tiergarten und ist ein wichtiger Verkehrsknoten zwischen dem alten Zentrum des Osten und dem neuen Berliner Westen. Er liegt westlich des Leipziger Platzes anstelle des Potsdamer Stadttors vor der Akzisemauer, der alten Berliner Zollmauer aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Platz war vor dem Zweiten Weltkrieg noch ein Ort der politischen, sozialen und künstlerischen Szene Berlins. Heute gilt der neu bebaute Platz als einer der charakteristischen Punkte für das Neue Berlin und zieht so viele Touristen an.
Entwicklung
Ursprünglich lag der Platz zu Beginn des 18. Jahrhunderts als fünfarmiger Verkehrsteiler vor dem Stadttor. Als 1838 der Potsdamer Fernbahnhof gebaut wurde, wurde der Platz schnell zu einem lebendigen Ort. Als er 1902 schließlich auch noch westlicher Endpunkt von Berlins erster U-Bahn-Linie wurde, nisteten sich zunehmend Hotels und Gastwirtschaften an, wie der populäre Fürstenhof oder auch das Literaten- und Künstlerszenecafé „Café Josty“. 1911/1912 wurde vom Architekten Franz Schwechten an der Stresemann-/ Ecke Köthener Straße das sechsstöckige „Haus Potsdam“ gebaut, was eine bunte Mischung aus Vergnügungspalast und Verwaltungshochhaus sein sollte. Neben dem „Café Piccadilly“ – 1914 in „Kaffee Vaterland“ umgetauft – und einem großen Kino, saß hier auch ein Teil des Büros der Ufa, der Universum Film AG. 1926 bis 1928 wurde das Gebäude erweitert und wurde als „Haus Vaterland“ der Familie Kempinski zu einem von Deutschlands größten Amüsierzentren. Nach schwerer Beschädigung und einer unvorteilhaften Randlage wurde das Gebäude 1976 schließlich abgerissen.
Reges Treiben
Das großstädtische Amüsierviertel verkörperte die Doppelmoral des ausklingenden Kaiserreiches: Tagsüber war er geprägt von Angestellten, Geschäftsleuten und auch Touristen, während es sich nachts zunehmend zu einem Rotlichtviertel entwickelte. Diese Seite des Potsdamer Platzes ist im Bild „Potsdamer Platz, 1914“ des expressionistischen Künstlers Ernst Ludwig Kirchner zu entdecken. Architektonisch wurde er geprägt von dem 1924 gebauten Verkehrsturm, der 1937 abgebaut wurde, und dem 1931/1932 gebauten, zehnstöckigen Columbushaus nach Entwürfen von Erich Mendelsohn.
Abriss
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Platz zum größten Teil in Trümmern. Zunächst diente er als Platz zwischen den Dreiländer-Sektionen in Berlin, auf dem der Schwarzmarkt florierte. Nach der Währungsreform und der Abgrenzung von West und Ost erstarb dieses Leben jedoch schnell wieder. 1961 wurde er zum Grenzgebiet und auf der Ostseite wurden alle Gebäude sofort und auf der Westseite nach und nach abgerissen. 1981 wurde das ehemalige Kunstgewerbemuseum auf der westlichen Seite als Martin-Gropius-Bau wiederaufgebaut.
Nach der Wende
Kurz nach Mauerfall fand hier das legendäre Konzert „The Wall“ von Roger Waters statt. Architektonisch sollte der Platz im Sinne der Postmodernen wieder bebaut werden. Kritisiert wurde die Stadt jedoch für den schnellen Verkauf von den Grundstücken an Investoren, wie den Automobilkonzern Daimler-Benz. In den 90er Jahren galt der Postdamer Platz als die „Größte Baustelle Europas“. Es entstanden in der Zeit das 27.000 Quadratmeter große Sony Center vom amerikanischen Architekten Helmut Jahn, der BahnTower, das Quartier Daimler und der 103 Meter hohe Kollhoff-Tower. Ende 2007 hat Daimler ihr Areal an die Immobilientochter des Finanzdienstleistungskonzerns SEB verkauft. Außerdem befinden sich hier das Theater am Potsdamer Platz – die Hauptspielstätte der Berlinale -, der Tilla-Durieux- und der Henriette-Herz-Park. Das kulturelle Leben am Potsdamer Platz kann sich seit 2008 außerdem über die Expressionale freuen, auf der Ausstellung wurde Kunst des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit gezeigt.