Das Holocaust-Mahnmal in Berlin erinnert an die unter der Nazi-Herrschaft ermordeten Juden in Europa. Nach einem Entwurf von Peter Eisenman wurde es von 2003 bis 2005 im Berliner Zentrum gebaut. Es befindet sich auf einer circa 19.000 Quadratmeter großen Fläche in der unmittelbaren Nähe des Brandenburger Tors. Die feierliche Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas fand am 10. Mai 2005 statt. Es wurde im ersten Jahr bereits von 3,5 Millionen Besuchern angeschaut.
Idee und Umsetzung
Die Idee zu einem solchen Mahnmal existierte bereits seit 1988, angeregt durch die Publizistin Lea Rosh. Nach der Gründung eines Förderkreises und dem Sammeln von Spenden, wurde im Mai 1994 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Helmut Kohl lehnte den Entwurf von Christine Jackob-Marks im Juni 1995 ab, die eine 20.000 Quadratmeter große schiefe Betonebene mit den Namen der Opfer erstellen wollte. Durch eine Parlamentsdebatte wurde die grundsätzliche Idee des Mahnmals gerettet und im Juli 1997 neu ausgeschrieben. Der New Yorker Architekt Peter Eisenman und der Bildhauer Richard Serra gewannen mit ihrer Idee des Stelenfeldes die Zustimmung aller Beteiligten, auch wenn diese im langen Prozess noch einige Male verändert werden sollte. Eine dieser Veränderungen ist das unterirdische Museum „Ort der Information“. Kompromisse musste der Architekt außerdem bei der Anzahl der Stelen machen und bei der zusätzlichen Bepflanzung mit vierzig Bäumen, die – nach Meinung von Kohl – den Übergang zum Tiergarten erleichtern sollten. Aufgrund dieser Kompromisse zog sich Serra 1998 aus dem Projekt zurück. Der 54 Millionen Mark teure Bau des Denkmals wurde am 25. Juni 1999 mit großer Mehrheit im Deutschen Bundestag beschlossen.
Bau
Zu einem Eklat während des Baus kam es, als Lea Rosh im Oktober 2003 ohne Rücksprache die Degussa AG vom Bau des Denkmals ausschließen wollte. Hintergrund bildete die Degussa-Tochter Degesch, die zur Zeit des Nationalsozialismus das Giftgas Zyklon B produziert hatte, welches zur Vergasung von Juden in den Konzentrationslagern eingesetzt wurde. Im November 2003 beschloss das Kuratorium der Stiftung die weitere Beteiligung der Degussa AG am Bau des Denkmals. An 1.361 von 2.711 Stelen finden sich nach drei Jahren bereits Haarrisse im Beton, die eine Sanierung notwendig machen. Die größte Schändung des Denkmals fand bislang am 23. August 2008 statt, als vermutliche Neonazis Säulen mit elf Hakenkreuzen beschmierten.
Assoziationen
Die 2.711 aufstellten Stelen erinnern an Grabsteine und stellen hiermit eine Verbindung zu den Sarkophag-Gräbern alter jüdischer Friedhöfe her. Die graue Farbe solle hierbei an die Asche der verbrannten Juden erinnern. Das tiefe Gefühl der Verunsicherung, welches die Schrecken des Holocaust hinterlassen habe, solle nach Auskunft der Stiftung durch eine minimale Neigung der Pfeiler und einem scheinbar schwankenden Boden hervorgerufen werden.
Kritik
Kritik am Holocaust-Mahnmal kommt aus verschiedenen Ecken der Gesellschaft. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert, dass neben den Juden nicht den anderen Opfern des Nazi-Regimes gedacht werde. Außerdem wurde kritisiert, dass zwischen der künstlerischen Form des Mahnmals und dem Holocaust keine erkennbare Beziehung bestünde und damit eine Erklärung nötig mache. Weiterhin wurde kritisiert, dass es keine weitergehenden Informationen zum Holocaust enthalte. Auch die im Vergleich zu anderen Mahnmalen großzügige Finanzierung des Projektes wurde wiederholt kritisiert.